Chronik Strebendorf
Strebendorf, wohl gegen Ende der ersten Rodungsperiode als Siedlung gegründet, wird 1356 erstmals urkundlich erwähnt. Ansonsten sind nur spärliche Nachrichten aus den vergangenen Jahrhunderten vorhanden.
Es ist anzunehmen, dass Plünderungen und Schadensfeststellungen während des Dreißigjährigen Krieges, wie sie aus Ober-Breidenbach und Storndorf überliefert sind, auch Strebendorf getroffen haben. Fraglos hatte Strebendorf auch zur Zeit der Napoleonischen Kriege und des Freiheitskampfes unter der „hohen Politik“ zu leiden. So liegt eine Nachricht aus dem Jahr 1792 vor, dass Strebendorf Fleisch, Brot und Futtermittel für die preußischen Truppen angekauft hatte und diese in Kestrich abliefern musste. Einquartierungen in allen Dörfern der Umgebung brachten sicher auch Unannehmlichkeiten für die Strebendorfer Bevölkerung mit sich. Nach der Schlacht bei Leipzig (1813) flüchteten die geschlagenen Franzosen und Rheinbundtruppen auch durch Strebendorf, verfolgt von Preußen und Russen. Vor allem russische Truppen, meist Kosaken, nahmen sich damals in Strebendorf Quartier. Es ist vermerkt, dass den Bauern viel Vieh geklaut wurde. Auch in den folgenden Jahrzehnten hinterlässt die große Politik ihre Spuren in Strebendorf. In den Jahren nach dem deutsch-französischen Krieg (1870/71) wanderten viele Strebendorfer nach Nordamerika aus.
Kirchlich ist Strebendorf eine Filiale von Ober-Breidenbach mit eigener, kleiner Fachwerkkirche. Sie war ursprünglich ein Backhaus, diente später auch als Schule und wurde vor 1741 zu einem Gotteshaus umgebaut. In Strebendorf wurde die aus dem Jahre 1908 stammende Schule in den Jahren 1973/74 umgebaut und als das für die Großgemeinde Romrod erste Dorfgemeinschaftshaus im August 1974 eingeweiht. 2010 wurde Strebendorf in das Dorferneuerungsprogramm des Landes Hessen aufgenommen.
„Bilder aus der Geschichte Strebendorfs“ heißt eine 36seitige Chronik, die Lehrer Gerald Lohwasser Ende der 1950er Jahre verfasste und aus der viele der untenstehenden Punkte entnommen wurden. Sie steht hier zum Download als PDF-Dokument.
1859: Daten über Geburt, Sterben und Tod
1. Januar 1861Im Pfarrhaus Ober-Breidenbach wurden die Durchschnittzahlen über Heiraten, Geburten und Sterbefälle der Jahre 1859-1861 angegeben. Durchschnittlich wurden jährlich 8 eheliche und 2 2/3 uneheliche Kinder geboren. Es gab 2 Heiraten pro Jahr sowie drei Sterbefälle von Einwohnern über 14 Jahren und 2 Sterbefälle von Kindern.
1861: Volkszähltag am 3. Dezember
7. Februar 18611861 hatte Strebendorf 354 Einwohner. In der Folge ging die Zahl der Einwohner stetig zurück. Die Ursache hierfür dürfte in der Abwanderung von Einwohnern in Industriegebiete besonders gegen Ende des letzten Jahrhunderts zu suchen sein, aber auch die Auswanderer nach Amerika trugen zur Minderung der Einwohner bei.
1870: Der Postbote kommt
1. Januar 1870Etwa von l870 an ging täglich ein Postbote von Romrod über Strebendorf, Storndorf, Windhausen und Ober-Breidenbach und zurück nach Romrod. Wie beschwerlich mag dieser Weg besonders in harter Winterzeit gewesen sein.
1901: Bauern legen Wasserversorgung an
1. Januar 1901Im Jahre 1901 entschlossen sich sechs Bauern des Dorfes zur Anlage einer Wasserleitung an ihre Höfe. Ihre Quelle lag oberhalb des Dorfes am linken Ufer der Antrift. Die Quelle versorgte die Höfe von Theodor Wahl, Heinrich Konrad Schmidt, Otto Schäfer, Heinrich Birkenstock, Heinrich Born und Willi Kraußmülller mit Wasser.
1906: Anschluss ans Telefonnetz
3. März 1906Am 03.03.1906 fand in Nieder-Breidenbach eine Versammlung der Gemeinderäte von Ober-Breidenbach, Nieder-Breidenbach und Strebendorf statt. Man verhandelte über einen Anschluss der drei Gemeinden an das Telefonnetz. Die Kosten teilten sich die Gemeinden entsprechend ihrer Einwohnerzahl. Die Fernsprechleitung wurde auch im selben Jahre in kurzer Zeit angelegt.
1906: Letzter Nachtwächter
5. Juni 1906Bis 1906 ging allnächtlich bis 1 Uhr ein Wächter durch das Dorf. Ihm war der Schutz des Dorfs vor nächtlichen Feuersgefahren anvertraut. Nach einem Gemeinderatsbeschluss wurde die Nachtwache in Strebendorf am 30. Mai 1906 aufgehoben. Der letzte Nachtwächter war Johannes Kalbfleisch.
1912: Zentrale Wasserversorgung
8. April 1914Um 1908 begannen die Vorbereitungen für eine Wasserversorgung des übrigen Dorfes. Den Beschluss zu Anlage einer Wasserleitung fassten die Gemeindevertreter aber erst vier Jahre später. Insgesamt kostete die Wasserleitung der Gemeinde etwa 31.000 Mark. Die Finanzierung regelte die Gemeinde über die Hessische Landeshypothekenbank.
1913: Kein Interesse an Elektrizität
4. Juni 1915Schon vor dem l. Weltkrieg überlegte man, Strebendorf mit elektrischem Licht zu versorgen. In einer Gemeindevertretersitzung am 30. April 1913 lehnten die Gemeinderäte diesen Plan jedoch ab und erklärten: „Ein großes Interesse zur Einführung der Elektrizität besteht hier nicht und soll vorerst von Einführung derselben abgesehen werden“.
1922: Elektrisches Licht flammt auf
8. Oktober 1922Am 19. Mai 1915 beschloss der Gemeinderat die Versorgung des Dorfes mit Strom, doch erst am 10. August 1922 flammte elektrisches Licht in den Häusern auf. Karl Korell ging durchs Dorf und las den Stromverbrauch ab. Im Inflationsjahr 1925 zahlte die Gemeinde im Oktober 192 Milliarden Mark für die Straßenbeleuchtung.
1924: Gründung Spar- und Darlehenskasse
11. April 1924Am 16. November 1924 wurde die „Raiffeisen-Kasse“ gegründet. Am Gründungsabend traten 21 Mitglieder der Genossenschaft bei. Bis 1925 betrieb die Genossenschaft nur das Geldgeschäft, danach belieferte sie ihre Mitglieder mit billigeren Lebensmitteln und vertrieb auch Futter- und Düngemittel sowie Gebrauchsartikel des täglichen Lebens.
1930: Post per Kutsche und auf dem Fahrrad
1. Januar 1930Bis etwa 1930 wurde in Strebendorf zweimal täglich die Post gebracht. Morgens fuhr eine Postkutsche von Romrod über Nieder-Breidenbach, Ober-Breidenbach und Strebendorf zurück nach Romrod. Damals erschallte oft das Posthorn im lieblichem Ton unterhalb des Dorfes. Abends erschien dann der Bote mit dem Fahrrad und trug nochmals Post aus.
1934: Gründung der Freiwilligen Feuerwehr
17. Februar 1934Am 1. September 1934 gründete sich die Freiwillige Feuerwehr mit zunächst 20 Mitgliedern. Wegen des geringen Personalbestands der Freiwilligen Feuerwehr bestand die Pflichtfeuerwehr weiter; ihr gehörten alle Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren an.
1944: 270 Einwohner
1. Januar 1944Vor Ankunft der Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg, im Jahre 1944, hatte das Dorf 270 Einwohner, soweit aus den lückenhaften Unterlagen jener Zeit ersichtlich ist. In einem Zeitraum von etwa achtzig Jahren verringerte sich also die Einwohnerzahl Strebendorfs um 84 Bewohner.
1946: Einwohnerzahl steigt durch Geflüchtete
1. Januar 1947Um die Jahreswende 1946/1947 hatte Strebendorf 400 Einwohner, darunter 140 Flüchtlinge. Etwa ein Drittel der Bevölkerung stammte somit aus den Vertreibungsgebieten. Im Laufe der Zeit „normalisierten“ sich die Verhältnisse; besonders die arbeitstätigen Kräfte unter den Zugewanderten übersiedelten in Industriegebiete, da in der hiesigen Gemeinde für sie keine Arbeitsmöglichkeit bestand.
1949: Neugründung der Freiwilligen Feuerwehr
6. März 1949Nach den Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit wurde am 6. März 1949 die Freiwillige Feuerwehr neu gegründet. Die Wehr musste von Grund auf neu organisiert und aufgebaut werden – auch mit modernem Ausrüstungsmaterial.
1950: Das „Pöstchen“ fährt
1. Januar 1950Ab 1950 fuhr ein Postauto nach Strebendorf: das „Pöstchen“. Gelegentlich nahm es auch Fahrgäste auf. Schon nach dem l. Weltkrieg hatte sich die Gemeinde bemüht, an das Netz der Reichspost angeschlossen zu werden, allerdings war das zu teuer. So blieb es seinerzeit bei der Postzustellung durch einen Briefträger.
1957: Gerätehaus der Feuerwehr wird eingeweiht
1. September 1957Am Sonntag, den 1. September 1957, wurde das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr eingeweiht. DIe Festansprachen hielten Landrat Dr. Mildner, Bürgermeister Stauth und Kreisfeuerwehrinspektor Küster.
1958: Die Gefriergemeinschaft
2. Januar 1958Im Februar 1958 gründeten einige Einwohner die Gefriergemeinschaft. Noch im Frühjahr begannen die Arbeiten zum Bau der Anlage; im Sommer schon stand das Gefrierhaus mit 36 Gefrierfächern, zwei Vorfrostern und einem Kühlraum. Kosten: 20.990 DM. Die Gefrieranlage steht in der Dorfmitte rechts der Antrift.
1971: Gebietsreform
11. August 1971Durch die kommunale Gebietsreform schließen sich zum 31. Dezember Romrod, Zell, Ober-Breidenbach, Strebendorf und Nieder-Breidenbach zur Großgemeinde Romrod zusammen. Die gebietliche Neuordnung hat in erster Linie die Stärkung der Verwaltungskraft der Gemeinden und Kreise zum Ziel.
1972: Max Haika wird erster Bürgermeister der Großgemeinde
14. August 1972Max Haika, geboren 1925, wird erster Bürgermeister der Großgemeinde Romrod. Er ist zu Dienstbeginn 47 Jahre alt und wird das Amt von 1972 bis 1987 wahrnehmen.
1987: Rudolf Marek (SPD) wird Bürgermeister
14. August 1987Rudolf Marek (SPD), geboren 1940, wird im Alter von 47 Jahren neuer Bürgermeister der Stadt Romrod. Er wird das Amt 17 Jahre lang wahrnehmen – bis 2004.
1993: Bürgermeister Rudolf Marek im Amt bestätigt
4. Juli 1993Am 4. Juli 1993 wird Rudolf Marek (SPD) im Amt des Bürgermeisters der Stadt Romrod bestätigt. Marek setzt sich mit 75,1% zu 24,9% gegen Mitbewerber Rudolf Marx (CDU) durch. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,8%.
1999: Bürgermeister Marek erneut im Amt bestätigt
12. September 1999Bürgermeister Rudolf Marek (SPD) wird erneut im Amt bestätigt: Am 12. September 1999 holt er ohne Gegenkandidat 94,4% der abgegebenen Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 52%.
2004: Dr. Birgit Richtberg wird Bürgermeisterin
11. August 2004Am 14. März 2004 wird Dr. Birgit Richtberg (CDU) zur Bürgermeisterin gewählt. Amtsinhaber Rudolf Marek (SPD) tritt nicht mehr an. Richtberg, zuvor Geschäftsführerin des Bodenverbandes Vogelsberg, setzt sich mit 54,3% gegen Günther Bastian (SPD) durch. Wahlbeteiligung: 82%. Als erste Bürgermeisterin im Kreis wird sie das Amt 18 Jahre inne haben.
2006: Jubiläum „650 Jahre“
11. Januar 2006Im Jahr 2006 wurde in Strebendorf ausgiebig das Jubiläum unter dem Motto „Hieh is schieh“ gefeiert. Es wurden über das ganze Jahr verschiedene Feierlichkeiten und Aktionstage angeboten, wie z.B. Bachfest, Ehemaligentreffen, Fotoausstellung, Kuhbingo und vieles mehr!
2008: 100 Jahre Schule
11. Januar 2008Die ehemalige Schule befindet sich im heutigen Dorfgemeinschaftshaus. Das Festprogramm hatte folgende Unterrichtsstunden: Heimatkunde Teil 1: Grenzgang, Heimatkunde Teil 2: Bachbegehung, Turnstunde, Handarbeiten und der Zeugnisübergabe.
2008: Regionalwettbewerb „Unser Dorf“
11. Januar 2008Strebendorf beteiligte sich beim Regionalwettbewerb „Unser Dorf“ und gewann den 2. Platz.
2011: Dorferneuerung Strebendorf
11. Januar 2011Strebendorf wird in das Dorferneuerungprogramm aufgenommen und 10 Jahre gefördert. Als erster Meilenstein wurde ein Dorferneuerungskonzept entwickelt.
2014: Sanierung des DGH Strebendorf
11. Januar 2014Mit Mitteln aus der Dorferneuerung und der Stadt Romrod wurde das DGH Strebendorf grundsaniert. Seitens der Bürger wurden mit hohem Engagement Gastraum mit Theke, Küche und Elektrik erneuert, Brandschutz und Fluchtwege aktualisiert und mehr. Seitens der Dorfgemeinschaft wurden Leinwand, Beamer, Beschallung und Sitzgarnituren beigesteuert.
2016: Bürgermeisterin Dr. Richtberg wird für dritte Amtszeit gewählt
11. August 2016Am 6. März 2016 wird Bürgermeisterin Dr. Birgit Richtberg (CDU) von den Bürgerinnen und Bürgern für eine dritte Amtszeit gewählt: Sie setzt sich mit 72,2% aller Stimmen gegen Herausforderer Joachim Lubrich (SPD) durch. Die Wahlbeteiligung liegt bei 68,6%.
2017: Erneuerung Ortsdurchfahrt Strebendorf
11. Januar 2017Im Jahr 2017 wurde die Ortsdurchfahrt erneuert und die Ortsmitte über Mittel aus der Dorferneuerung neu gestaltet.
2021: Hauke Schmehl wird neuer Bürgermeister
11. August 2021Am 28. November 2021 wählen die Einwohnerinnen und Einwohner der fünf Romröder Ortsteile einen neuen Bürgermeister. Am Wahlabend steht fest: Hauke Schmehl (CDU), am Wahltag 45 Jahre alt, setzt sich mit 65,13% der Stimmen gegen seine Konkurrenten Ingo Schwalm (SPD) und Holger Feick (parteilos) durch. Die Wahlbeteiligung lag bei 65,53%.