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1200 Jahre Zell: Radtour mit Geschichte(n)

2025-06 - 1200 Jahre Zell Radtour mit Geschichte(n)

Anlässlich des 1200jährigen Bestehens von Zell fand am vergangenen Wochenende eine ganz besondere Radtour statt: Rund 60 Radbegeisterte, Heimatfreunde und Neugierige machten sich trotz anfänglich unbeständigen Wetters auf den Weg, um die weitläufige Gemarkung von Zell auf zwei Rädern zu erkunden. Die Tour bot nicht nur beeindruckende landschaftliche Eindrücke, sondern auch einen lebendigen Zugang zur reichen Geschichte des Ortes.

Seeborn, Kinderwald, Jungviehweise & mehr

Wem Ortsbezeichnungen in der Gemarkung wie „Seeborn“, „Kinderwald“, „Jungviehweide im Jägertal“, „Lindendamm“, „Ocker- und Kohlebergwerk“ nichts sagten, konnte während der Radtour Vieles über die Geschichte von Zell, insbesondere aus dessen südlicher Gemarkung mit großen Waldflächen, erfahren.

Zell ist eine der ältesten Siedlungen der Region

Mit seiner urkundlichen Ersterwähnung vor 1200 Jahren gehört Zell zu den ältesten Siedlungen der Region. Als Stadtteil von Romrod blickt das Dorf zudem auf eine 1200jährige gemeinsame Geschichte mit der Stadt zurück. Diese enge historische Verbindung war auch während der Radtour immer wieder Thema, etwa wenn auf alte Verkehrswege, wie die „langen Hessen“ oder „kurzen Hessen“, und ehemalige Verwaltungsgrenzen hingewiesen wurde.

Gut organisierte Tour & gemütlicher Ausklang

Veranstaltet wurde die rund 14 Kilometer lange Rundtour von der Freiwilligen Feuerwehr Zell in Kooperation mit der Jagdgenossenschaft Zell. Beide Organisationen hatten nicht nur für eine gut geplante Route gesorgt, sondern auch für Sicherheit, Pausenstationen und die passende Atmosphäre. Von der ersten Begrüßung durch Feuerwehr-Vereinsvorsitzenden Björn Müller bis zum gemütlichen Ausklang mit Verabschiedung durch Ortsvorsteher Kai Habermann zeigte sich, wie sehr das Gemeinschaftsleben in Zell noch heute vom Ehrenamt geprägt wird.

Otto Lings Erzählungen ließen die Vergangenheit lebendig werden

Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war zweifellos die historische Begleitung der gesamten Radtour durch Otto Ling. Der ortskundige Erzähler verstand es, die Teilnehmenden mit fundiertem Wissen, lebendigen Geschichten und charmantem Humor zu fesseln. An markanten Punkten entlang der Strecke – von alten Flurstücken über das ehemalige großherzogliche Jagdlager im Jägertal bis hin zu historischen Handelswegen und Wasserscheiden – ließ Ling die Vergangenheit wieder lebendig werden. Er berichtete etwa vom Grenzverlauf der Zeller Gemarkung, mit 2.244 Hektar ist Zell der Ort mit der größten Fläche im Vogelsbergkreis, und von alten Flurbezeichnungen, die heute kaum noch jemand kennt. Auch so manch launige Anekdote durfte dabei nicht fehlen und sorgte immer wieder für Schmunzeln und Staunen. Als weiteres Beispiel seien die überregional bekannten Maifeste der 1950er und 60er Jahre im Jägertal genannt, zu denen bis zu 10.000 Gäste auch mit dem Zug über einen Sonderhaltepunkt im Jägertal anreisten, dort feierten und den Klängen der Kapelle der Bundeswehr lauschen, die erst wenige Jahre zuvor in 1955 wieder gegründet wurde.

Natur und Geschichte mit Abschluss am Heiligenteich

Die Zeller Gemarkung bot dafür die perfekte Kulisse. Sanfte Hügel, weite Felder, alte Wege und Wälder begleiteten die Gruppe auf ihrer Fahrt und verdeutlichten eindrucksvoll die Entwicklung des ländlichen Raums über die Jahrhunderte hinweg. Die Verbindung aus Natur und Geschichte machte die Tour zu einem eindrucksvollen Erlebnis, das weit über eine einfache Fahrradrunde hinausging.

Gegen Ende der Tour fand eine gemütliche Abschlussrunde mit Getränken und gegrillten Speisen am Heiligenteich, auf dem Programm. Hier bot sich noch einmal Gelegenheit zum Austausch, zur Diskussion über Gehörtes und Gesehenes – und auch zum Staunen über das, was vielen aus dem eigenen Ort bislang unbekannt geblieben war. Auf dem Rückweg zum Dorfgemeinschaftshaus fand der letzte Halt am ehemaligen Braunkohlebergwerk am Zeller Kretenberg statt, wo Ling von den Bemühungen des Kohleabbaus vom 19ten ins 20te Jahrhundert berichtet.

Die Organisatoren von Jagdgenossenschaft und Feuerwehr zeigten sich mit dem Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden. Besonders erfreulich war, dass die Tour generationsübergreifend gut angenommen wurde: von jungen Familien bis zu Senioren waren alle Altersgruppen vertreten.

Die Jubiläumsradtour durch Zell war damit nicht nur ein sportlicher, sondern auch ein kultureller Höhepunkt im Festjahr. Sie zeigte eindrucksvoll, wie Geschichte erlebbar und Heimat neu entdeckt werden kann – mit Gemeinschaftsgeist, Engagement und einer Prise Humor. Und wer weiß: Vielleicht wird aus dieser einmaligen Aktion eine regelmäßige Tradition. Am Ende der Tour waren sich alle einig: Diese Mischung aus Bewegung, Bildung und Begegnung war ein würdiger Beitrag zum Jubiläumsjahr – und vielleicht nicht die letzte ihrer Art.

14. Juni: Dorf- und Teichfest

Weiter geht es mit den Feierlichkeiten zum 1200jährigen Dorfjubiläum am 14. Juni 2025 mit dem Dorf- und Teichfest.

Die Landfrauen werden an dem Tag frischen Salzekuchen aus dem Backhaus servieren, der Angelverein leckere Forellen und Fischbrötchen anbieten und der Jugendraum wird die Getränkebewirtung übernehmen. Alle sind dazu herzlich eingeladen.

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