Unterhaltsame Heimatkunde im Rotkäppchenland: Senioren der „Erinnerungswerkstatt“ besuchten Dorfmuseum Holzburg
Von Birgit Richtberg
Unterhaltsame Heimatkunde im Rotkäppchenland erlebte die Gruppe der Erinnerungswerkstatt aus Romrod an einem schönen Septembertag in äußerst anschaulicher Weise.
Mit dem Bürgerbus reiste die Gruppe der Seniorinnen und Senioren in Holzburg an und wurde von den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern im Dorfmuseum aufs Beste empfangen. In der ganz in Weiß gehaltenen „Gurre Stubb“ wurden selbstgemachter Kuchen und Kaffee serviert. Sogar das Kaffeeservice war weiß.
Nach diesem Genuss in gemütlicher Runde startete der geführte Rundgang durch das Heimatmuseum. Wer erinnert sich noch an die Frauen oder die Pärchen, die in Schwälmer Tracht über den Alsfelder Markplatz flanierten oder aber nach dem Einkauf auf den Bus zurück in die Schwalm warteten? Margot Eisenbach erzählt von ihrer Zeit als Angestellte der Firma Bücking in Alsfeld: „Wenn ein Schwälmer Pärchen in Tracht am Marktplatz zu sehen war, drängten sich alle ans Fenster, um diesen besonderen Anblick nicht zu verpassen“.
Eine umfangreiche Sammlung von Trachten wurde den interessierten Besuchern vorgestellt und erklärt. Jedes Alter, jeder Stand hat eine besondere Tracht: eine für die Kinder, eine andere für die Unverheirateten und bei der Tracht für die Verheirateten gibt es eine besondere Ausführung für die Jungverheirateten wie auch für die Verwitweten.
Unter dem Rock der Damen hatten mindesten sieben Unterröcke zu sein: je mehr, desto wohlhabender die Trägerin. Natürlich wird zwischen der Alltags- und der Feiertagstracht unterschieden. Zu den Feiertagstrachten gehört immer ein spezieller Kopfschmuck. „Wie konnten die Menschen sich Das leisten“, so lautete die berechtigte Frage. „Nun, die wertvollen Kleidungsstücke werden gut gepflegt und aufbewahrt und in den Familien von Generation zu Generation weitergegeben“, so lautete die Antwort.
Im Museum finden sich ganz besondere Sammlerstücke. Die Besucher aus Romrod konnten sich für ein Erinnerungsfoto ganz passend zu der Örtlichkeit gekleidet ablichten lassen. Das war ein Riesenspaß!
Sehr beeindruckt zeigten sich die Damen von der großen Ausstellung Schwälmer Puppen und der kunstvollen Schwälmer Stickerei. Die Motive lehnen sich mit Vogel, Korb, Tulpe und Herz an den ländlichen Alltag an. Ein Bild vom Alltag der Menschen in der Schwalm bekommt man durch die vielfältigen Werkszeuge, wie beispielsweise das drehbare Waffeleisen im Küchenherd, und die Einrichtungen, die im Museum zu sehen sind. Gezeigt wird die Stube des „jungen Paares“ und auch die für das „Altenteil“.
Die Sammlung in Dorfmuseum in Holzburg wurde einst von Pfarrer Heinz Metz in der Scheune des alten Pfarrhofs begründet. Es erfreut sich als Aushängeschild für das Brauchtum in der Schwalm über deren Grenzen hinweg großer Beliebtheit.
Die Gruppe der Erinnerungswerkstatt reiste am späten Nachmittag hochzufrieden wieder nach Hause zurück. Nicht jedoch ohne das Versprechen abzugeben, noch einmal wiederzukommen und ein Picknick beim romantischen Waldspaziergang mitzumachen.
Die Erinnerungswerkstatt ist ein Angebot des Fördervereins Sozialstation. Sie findet jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat in der Begegnungsstätte Antreff im Haus Schlossblick statt. Es gibt dort neben Kaffee und Kuchen die neusten Neuigkeiten aus Stadt und Land, Spiele, Lieder und Geschichten. Das Team freut sich immer über neue Besucher und Helfer (Kontakt: Moni Raab, Telefon 06636/574).